ekhn2030 Paradiesgärtlein

"Vom Kleingarten zur Parkanlage"

Gedanken zu ekhn2030 von Dekan Olliver Zobel

Überblick: ekhn2030

Dem Feigenbaum Zeit lassen ...

Entscheidungen treffen – zwischen Geduld und klugem Abwägen

Der Feigenbaum ist für mich einer der fruchtbarsten Pflanzen, die ich kenne. Wenn man Glück hat, kann man seine Früchte dreimal im Jahr ernten, und da nicht alle Feigen gleichzeitig reif werden, muss man nicht alle am gleichen Tag ernten, sondern man kann viele Tage hintereinander reife Feigen vom Baum pflücken. Wohl deshalb steht diese Pflanze in der Bibel auch für Fruchtbarkeit und Segen.

Um so erstaunlicher ist das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum, das Jesus in der Bibel erzählt. Der Feigenbaum unfruchtbar? Eigentlich eine Unmöglichkeit. Und doch ist es Thema des Gleichnisses. Kein Wunder, dass der Weinbergbesitzer in der Geschichte, seinen Weingärtner auffordert: „Hau ihn ab und pflanze Weinreben.“ Doch der Weingärtner widerspricht: „Der Baum hat Potential, gib mir noch mal ein Jahr, in dem ich mich richtig um ihn kümmern werde. Erst wenn der Feigenbaum dann immer noch keine Früchte trägt, dann soll er abgehauen werden.“

Der geduldige Weingärtner, das ist in dieser Geschichte Jesus selbst. Und so verweist das Gleichnis auf ihn als den Fürsprecher, den wir in Gottes Sohn haben – der Geduld mit uns hat, uns helfen will, damit wir wieder die Früchte „tragen“, die Gott uns mit all den Talenten und Gaben geschenkt hat.

Und natürlich bringe ich dieses Gleichnis auch mit unserem Reformprozess in Verbindung, bei dem wir uns ja auch die verschiedenen „Pflanzen“ (sprich die kirchlichen Angebote und Traditionen) anschauen müssen, die wir in unserem „Kleingarten“ sehr lange gehegt und gepflegt haben. „Wie geht es ihnen, bringen sie noch Frucht?“, müssen wir fragen. „Lohnt es, sie mit in die neue Parkanlage zu nehmen, sie umzupflanzen? Oder verabschieden wir uns von ihnen, weil sie sich überlebt haben und sie kaum noch jemand nutzt?“

Doch sind mir dabei zwei Dinge wichtig:

Das Erste ist: Der Weingärtner setzt sich eine Frist – ein Jahr will er sich noch um den Feigenbaum kümmern, d.h. wenn ich also das eine oder andere Angebot wiederbeleben will, dann sollte ich mir vorher eine klare „Deadline“ setzen. Entweder klappt es bis zu diesem Zeitpunkt oder eben nicht. Wenn nicht, dann hören wir mit der Gruppe wirklich auf oder bieten keine Gottesdienst in dieser Form oder zu dieser Zeit mehr an.

Das Zweite ist (und das steht so nicht in dem Gleichnis): Wir sollten immer prüfen, ob wir denn überhaupt noch eine „Weingärtnerin“ oder einen „Weingärtner“ für dieses Projekt haben, d.h. jemanden, dem das Angebot oder die Gottesdienstform wirklich am Herzen liegt. Es macht wenig Sinn, wenn sich jemand drum kümmert, der oder die es nur aus Pflichtgefühl tut. Dann doch lieber gleich damit aufhören.

Unser Ziel sollte es sein, dass wir nach einem Jahr wissen, lohnt es sich, das Projekt weiter zu führen oder können wir Raum für neue „Reben“ schaffen, also Möglichkeiten, die es ja auch braucht für eine Gemeinschaft, die sich ja ständig weiterentwickelt.

Bleiben Sie wohlbehütet,

Ihr Dekan Olliver Zobel

Olliver Zobel

Dekan
© Hans-Georg Vorndran / fundus.media
"Vom Kleingarten zur Parkanlage"

Überlegungen von Dekan Olliver Zobel zu den Nachbarschaften in mehreren Teilen zum Download: