Ostergedanken von Dekan Olliver Zobel zu 2 Kor 5,3
Haben Sie sich schon überlegt, was Sie an den Ostertagen anziehen wollen? Viele treffen sich mit Familie und Freunden – gehen vielleicht gemeinsam essen. Da sollte es doch etwas Schickeres sein. Doch dann ist da ja noch das Ostereiersuchen im Garten oder der Spaziergang in der Natur – also praktisch muss es auch sein. Und dann soll es ja auch noch möglichst fair und nachhaltig produzierte Kleidung sein. Gar nicht so einfach und wahrscheinlich werde ich mich doch das eine oder andere Mal in diesen Feiertagen umziehen müssen.Aber das ist kein neues Problem. Die Frage nach der rechten, "angemessenen" Kleidung begleitet die Menschheit seit Anbeginn. Doch in der Ostergeschichte bekommt für mich diese Frage noch einmal eine ganz andere Dimension und mir stellt sich die Frage: Was werde ich denn bei meinem ganz persönlichen Osterfest tragen – am Ende meines Lebens? In der Ostergeschichte wird nämlich interessanterweise den Kleidern, die Jesus trägt oder gerade nicht trägt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So wird Jesus zunächst von den Soldaten bis auf die Unterwäsche ausgezogen, um ihn zu schlagen und zu foltern, dann wieder mit einem Purpurgewand als König eingekleidet, um ihn zu verspotten. Als man ihn zur Kreuzigung führt, trägt er schließlich wieder seine ursprüngliche Kleidung. Aber bevor man ihn ans Kreuz nagelt, wird er wieder ausgezogen – nackt und entblößt wird er zur Schau gestellt und noch einmal gedemütigt. Über das Obergewand Jesu werfen die Soldaten am Ende das Los. Sie wollen das schöne Tuch nicht in mehrere Stücke zerteilen. Nichts bleibt Jesus in dem Moment des Sterbens. Ausgeliefert ist er den Menschen, die sogar über seine letzte Habe einfach nur noch die Würfel entscheiden lassen. Doch dann wird er noch einmal bekleidet – mit seinem Totengewand und in die Höhle gelegt. Ein letzter menschlicher Dienst an diesem geschundenen Körper, in dem für mich aber die ganze Hilflosigkeit seiner Freunde und Familie deutlich wird.
Am Ostermorgen fanden die Frauen dieses Totengewand nur noch fein säuberlich zusammengelegt am Fuß der Bank, auf die sie ihn am Freitag gelegt hatten, denn Jesus ist von seinem Vater auferweckt worden: Er lebt – Halleluja.
Paulus führt diese Erfahrungen weiter und fragt: wie werden wir denn am Ende dastehen, vor Gott: Auch nackt und bloß, wie der Gekreuzigte? Nein, schließlich haben wir einen barmherzigen und gnädigen Gott, der uns liebt. Gott wird uns mit einem neuen Gewand bekleiden, wenn wir einmal diese Welt mit all ihren Kleidern hinter uns lassen werden.
Ich bin froh und dankbar, dass ich mir über mein letztes Gewand keine Gedanken machen muss. Gott hat das alles geklärt in seinem Sohn Jesus Christus - auch wenn ich nicht genau weiß, wie dieses neue Gewand aussehen und aus welchem Stoff es sein wird. Die letzten Dinge sind geklärt und durch die Taufe habe ich Anteil an Jesu Auferweckung und dem Ewigen Leben.
Und so kann ich mich dann auch mit aller Gelassenheit wieder meiner irdischen Kleidung widmen – es wird sich schon etwas in meinem gut gefüllten Kleiderschrank finden. Vor allem aber will ich jetzt schon dazu beitragen, dass auch heute niemand nackt und bloß sich dem Leben stellen muss – eines der Werke der Barmherzigkeit, die Jesus uns ans Herz legt (Matthäus 25, 34-40). Olliver Zobel
Dekan des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim *** Das Evangelische Dekanat Ingelheim-Oppenheim wünscht Ihnen ein frohes Osterfest ***