Eine Hubertusmesse kann weitaus mehr sein, als ein bloßes, festliches Gedenken an den Schutzheiligen der Jägerinnen und Jäger, den Heiligen Hubertus. Sie bietet auch die Chance, an die Pflicht des Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu erinnern. Und genau dies tat die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, Pfarrerin Henriette Crüwell, in ihrer Predigt, die sie anlässlich der ökumenischen Hubertusmesse in der Oppenheimer Katharinenkirche hielt.
Angesichts des besonderen musikalischen Rahmens, gestaltet von der Jagdhorn Akademie Rhein-Main-Taunus (Leitung: Annette Roos) und der Bläsergruppe Hörnerklang (Leitung: Harald Strohm) und von Propsteikantor Ralf Bibiella an der Orgel, und festlichen Gottesdienstes, an dessen Liturgie der evangelische Pfarrer Oppenheims, Eric Bohn, sowie der katholische Pfarrer Johannes Kleene mitwirkten, waren die zahlreichen Kirchenbänke der Katharinenkirche gut gefüllt.
Pröpstin Crüwell berichtete in ihrer Predigt ihrer Zuhörerschaft, unter denen sich zahlreiche Jägerinnen und Jäger befanden, zunächst von einer Begegnung mit einem erfahrenen Jäger, der angesichts bei einer Jagd erlegter Tiere nicht mehr nur Freude, sondern auch Trauer um die zerstörte Schönheit und „das tiefe Erschrecken“ verspüre, dass er, „um Beute zu machen, einem anderen Wesen das Leben nehmen muss“.
Dieses Erschrecken, so Pröpstin Crüwell, sei keine Schwäche – im Gegenteil, dieses Erschrecken zeichne den Menschen aus. „Weil wir Menschen im Unterschied zum Fuchs oder Wolf oder Bär in der Tiefe unseres Herzens nämlich sehr genau darum wissen, dass das Beutetier in seiner Schönheit und Lebendigkeit mehr ist als nur Nahrung für uns, und dass deshalb immer etwas Unabgegoltenes bleibt, über das zu urteilen uns nicht zusteht, und über das wir nicht verfügen, weil es einem anderen, nämlich Gott, gehört und es deshalb heilig ist.“
Gleichzeitig beklagte die Theologin, dass viele Menschen Tiere heute nicht mehr als reine Lebewesen achteten, sondern diese für sie oft nur noch industriell hergestellte Ware seien, atmende Kuscheltiere oder „Schädlinge“ die „unsere“ Wälder auffressen. Doch seien alle Lebewesen Bündnispartner Gottes. und in dieser Verbundenheit sollen die Menschen gut leben, gerecht und liebevoll. „Und wie tun wir das?“, fragte die Theologin, „Ich glaube, indem wir uns dieses Zwiespalts, in dem wir stehen, immer wieder bewusst sind. Wir leben auf Kosten von anderem Leben. Immer. Das gehört zu unserer Welt, so wie sie ist, dazu. Und die Versuchung ist stets da, all dem gegenüber entweder gleichgültig zu sein, uns abzuhärten, oder daran zu verzweifeln. Es gibt aber noch einen dritten Weg, mit diesem Zwiespalt zu leben. Es ist der Dank. Der Dank an Gott für das Leben in all seiner Fülle.“