Vom Paradiesgärtlein Gottes

Die Bildung von Nachbarschaftsräumen ist ein zentrales Element des kirchlichen Zukunftsprozesses ekhn2030. Auch das Evangelische Dekanat Ingelheim-Oppenheim hat sich auf den Weg gemacht. Lesen Sie hierzu einige Überlegungen von Dekan Olliver Zobel aus der Reihe "Vom Kleingarten zur Parkanlage".

Überlegungen zu den anstehenden Nachbarschaften

In vielen Klöstern gab es ein sogenanntes Paradiesgärtlein – ein Stück Land, das die Geschwister besonders gestaltet haben und auf dem manchmal sehr exotische Pflanzen und Kräuter wuchsen. Dieses Paradiesgärtlein erinnerte sie an die kommende Welt Gottes und war gerade in schweren Zeiten ein Raum der Hoffnung. Schließlich begann alles einmal in einem Garten und im letzten Buch der Bibel wird auch von besonderen Bäumen und Flüssen gesprochen, um die kommende Welt zu beschreiben.

Solch einen Raum der Hoffnung zu bieten, gehört für mich zu den zentralen Aufgaben als Kirche – gerade in dieser Zeit, in der manchmal so wenig Anlass dazu besteht. Und doch trägt mich die Hoffnung, dass am Ende alles gut wird, weil Gott die Welt in seiner Hand hält und ER Anfang und Ende ist.

Paradiesgärtlein - noch ein zweites. Dort wuchsen die Kräuter heran, mit denen die Geschwister den Menschen konkret in gesundheitlichen Notzeiten beistanden. Hoffnung und der konkrete Einsatz für Menschen in ihrer Bedürftigkeit gehören für mich immer zentral zusammen.

Vom Kleingarten zum Park

Diesen beiden Herausforderungen widmet sich Kirche seit ihrem Beginn und wir haben das seit gut 100 Jahren in der Form der Ortskirchengemeinden getan: Klare Zuordnung der Mitglieder zu einer Gemeinde, die meist eine Pfarrperson, eine Kirche, ein Gemeindehaus und ein jeweils eigenes Gemeindeleben hatte. Eine Reaktion auf die damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen, in denen Menschen vom Land in die Stadt strömten und klare Strukturen brauchten.

Mittlerweile hat sich die Situation geändert: Mobilität und Individualität prägen unsere Gesellschaft und wir werden weniger – sowohl an Mitgliedern, als auch an ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden. Deswegen hat die EKHN entschieden, dass – um das Gartenbild noch einmal aufzugreifen – die Zeit der Kleingärten zu Ende ist und wir auf eine Zeit der Parkanlagen zugehen werden, Stichwort: Nachbarschaften.

Das bedeutet nicht, dass wir jetzt anfangen, alles umzupflanzen und umzubauen, dass wir alles auf einem Fleck konzentrieren wollen. Nein, mit dem Park bleibt die Fläche im Blick. Es sollen sich auch weiterhin Menschen an verschiedenen und teils sehr vertrauten Orten in diesem Park treffen, einander in der Hoffnung stärken und für andere da sein.

Und doch wird sich manches ändern: Ein Park ist keine größere Kleingartenanlage. Was das genau bedeutet und wie das aussehen kann, darüber möchte ich mit Ihnen mit Hilfe des Gartenbildes in den nächsten Monaten ins Gespräch kommen. Weitere Infos hierzu finden Sie in den nächsten Gemeindebriefen, im monatlichen Dekanatsnewsletter und auf der Internetseite des Dekanats.

Bleiben Sie wohlbehütet,

Ihr Dekan Olliver Zobel