Staffelübergabe in Marburg: Dr. Anke Kaloudis wird neue Direktorin des Religionspädagogischen Instituts. Die Themen Schule, Unterricht und Bildung seien ihr eine Herzensangelegenheit, sagt die 56-Jährige. Sie folgt auf Uwe Martini.
itut: Wechsel an der Spitze des Religionspädagogischen Instituts (RPI) der beiden evangelischen Kirchen in Hessen: Dr. Anke Kaloudis wird zum 1. September das Amt der Direktorin übernehmen. Sie folgt auf Uwe Martini, der nach mehr als sieben Jahren in der Leitung des RPI in den Ruhestand tritt. Das RPI ist ein Fort- und Weiterbildungsinstitut der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit Sitz in Marburg. Es dient der religionspädagogischen Qualifizierung von Lehr- und Pfarrpersonal, begleitet die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden und wirkt an der Weiterentwicklung des evangelischen Religionsunterrichts mit.
Kaloudis: Interreligiöses Lernen als Chance
Dass Kaloudis nun das Amt der Direktorin übernimmt, erfülle sie mir großer Freude, sagt die in Homberg/Efze geborene 56-Jährige und ergänzt: „Die Themen Schule, Unterricht und Bildung sind mir eine Herzensangelegenheit.“ Nach Lehramts- und Theologiestudium, Vikariat in Witzenhausen und einer Pfarrstelle an der Kasseler Friedenskirche arbeitete Kaloudis nach ihrem familiär bedingten Umzug nach Aschaffenburg als Schulpfarrerin in Hanau. Es folgte der Wechsel ins damalige PTI der EKKW, eines der beiden Vorgängerinstitute des RPI. Im RPI Frankfurt hat Kaloudis dann als Studienleiterin das Arbeitsfeld „Interreligiöses Lernen“ aufgebaut. In ihrer Arbeit seien ihr dabei religiöse und kulturelle Vielfalt begegnet, erläutert die Theologin. Dies als Bereicherung und Chance anzusehen und Begegnung zu fördern – das hat sich die neue RPI-Leiterin auf die Fahnen geschrieben.
Konfessionsungebundenen Schülerinnen und Schüler stärker in den Blick nehmen
Einer ihrer künftigen Schwerpunkte ist folglich die Vielfalt religiöser Bildung in der Schule: „Wir müssen uns verstärkt mit der Frage der konfessionsungebundenen Schülerinnen und Schülern beschäftigen und mit ihren verschiedenen religiösen Hintergründen. Und wir müssen im Kontext der Schule immer wieder verdeutlichen, welche Ressourcen Religion bietet – vor allen Dingen auch in Krisenzeiten“, sagt Kaloudis. Die Schulseelsorge sei ein hervorragendes Beispiel, wie religiöse Begleitung stabilisierend wirken und Räume eröffnen könne, wo Kinder und Jugendliche Halt fänden. Ein weiteres Schlaglicht will die neue RPI-Direktorin auf die Gewinnung von Lehrkräften legen. Die Nachfrage nach Religionslehrkräften sei hoch, die Abdeckung des Unterrichts oft schwierig. „Hier müssen wir die sehr guten Beziehungen zu den Universitäten ausbauen beziehungsweise verstetigen, um die Nachwuchsgewinnung zu unterstützen.“
Martini: Weltverständnis entwickeln
„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf eine gute religiöse Bildung und darauf, ihr eigenes religiöses Welt- und Lebensverständnis zu entwickeln.“ Dieser Leitgedanke liegt über der gesamten Berufsbiografie von Pfarrer Uwe Martini (65). Bevor er 2015 das Amt des Direktors des frisch gegründeten gemeinsamen Instituts beider Landeskirchen übernahm, hatte er das RPI der EKHN geleitet. Dafür brachte der im mittelhessischen Pohlheim geborene Theologe viel Erfahrung im religionspädagogischen Bereich mit: Zehn Jahre leitete er ein theologisches Ausbildungsinstitut der evangelischen Kirchen in Nicaragua, war nach seiner Zeit als Gemeindepfarrer in Staufenberg Schulpfarrer an einem Gießener Gymnasium, führte das religionspädagogische Amt der EKHN in Gießen und übernahm 1999 die Leitung des RPZ in Schönberg im Taunus. Federführend organisierte Uwe Martini den Übergang des RPZ zum RPI der EKHN mit Sitz in Dietzenbach.
"Konfessionelle Zuschnitt des Religionsunterrichts nicht mehr zeitgemäß"
Als RPI-Leiter war er maßgeblich an der Umsetzung einer neuen regionalen Struktur beteiligt. „Das neue Institut bedeutet eine Veränderung im Denken religionspädagogischer Arbeit. Wir gehen in die Regionen unseres Landes, um vor Ort Lehrkräfte zu treffen und mit ihnen zusammen Religionsunterricht weiterzuentwickeln“, hatte er bei seiner Amtseinführung deutlich gemacht. Ihn beeindrucke die hohe Motivation der rund 7000 Religionslehrkräfte der beiden Landeskirchen, so Martini. Die Inhalte des Religionsunterrichts seien hervorragend, der konfessionelle Zuschnitt aber nicht mehr zeitgemäß, sagt er rückblickend.
Bildung gewinnt weiter an Bedeutung
In seiner Amtszeit hat Martini vieles vorangebracht. Seine Mitarbeitenden attestieren: „Es mangelte ihm nie an Visionen. Als Direktor war er immer auch mit dabei und vorneweg und nicht selten sowohl Ideengeber als auch Selbstmacher.“ Mit Uwe Martini gehe jemand, der sich fast ein Vierteljahrhundert für die evangelische Kirche hauptamtlich um die religiöse Bildung an Schulen gekümmert habe. „Bildung wird weiter in der Gesellschaft an Bedeutung gewinnen“, sagt Uwe Martini besonders im Blick auf Fragen des Klimawandels und der damit verbundenen notwenigen Veränderung von Haltungen und Einstellungen auch junger Menschen. Er ist überzeugt: „Dies ist die Bildungsaufgabe der Zukunft. Da hat Kirche viel im Gepäck und kann wichtige Beiträge in die Gesellschaft hineingeben.“
Hintergrund RPI: Das RPI ist ein Fort- und Weiterbildungsinstitut der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Trägerschaft des Instituts liegt bei der EKKW. Der Fusionsbeschluss der Synoden beider Kirchen sah die Schaffung eines gemeinsamen Instituts „mit integrierter Regionalstruktur“ vor. Neben der Zentrale in Marburg unterhält es neun Regionalstellen in Kassel, Fritzlar, Fulda, Marburg, Gießen, Frankfurt, Darmstadt, Nassau und Mainz mit annähernd 40 Mitarbeitenden. Die gemeinsame Einrichtung von EKKW und EKHN hat 2015 ihre Arbeit aufgenommen.