Mein schönes altes Spielhaus

Im siebten Teil seiner Gedanken zu den Möglichkeiten der sich im Zuge von ekhn2030 entwickelnden Nachbarschaften geht Dekan Olliver Zobel auf die Notwendigkeit ein, Liebgewonnenes zu überdenken und zu prüfen, um Neues für die Zukunft zu schaffen.

Ich erinnere mich immer noch gerne daran, wie ich mit unseren Kindern ein Spielhaus in unserem Garten gebaut habe. Erst haben wir geplant, wo soll es hin, was soll darin alles möglich sein, soll es ein fertiger Bausatz aus dem Baumarkt sein oder wollen wir alles individuell selber planen… Dann kam die Bauphase – mit viel Herzblut und Schweiß entstand es und wie stolz haben wir gemeinsam aus dem Fenster geschaut – unser Spielhaus! Ein Abschied, der schwer fällt In den kommenden Jahren wurde es eifrig genutzt, was hat da nicht alles stattgefunden. Es wurde gelacht, und manchmal auch geweint. Doch mittlerweile ist es still im Spielhaus geworden. Die Kinder sind groß und versuchen gerade, an anderen Orten ihr Leben aufzubauen. Das Spielhaus aber steht noch im Garten. Weil es aus Holz ist, braucht es Pflege, und immer wieder muss die Stabilität geprüft werden. Wie soll es jetzt weiter gehen? Sollen wir unseren Garten für die Nachbarskinder öffnen? Sollen wir das Spielhaus einmotten und auf die Enkelkinder hoffen? Oder hat es schlicht seine Zeit gehabt? Noch einmal eine schöne Abschlussparty (ob wir überhaupt noch durch die Tür passen werden?) und dann wird es abgebaut. Das tut weh und es bleibt ein kahler Fleck im Garten. Vielleicht kann ja an der Stelle des Spielhauses ein kleines Gewächshaus stehen oder doch einfach nur Rasen wachsen, weil der Garten in unserem Leben derzeit nicht so im Mittelpunkt steht. Gesellschaftliche Veränderungen lassen Gebäude verwaisen Solche Spielhäuser gibt es gewiss auch in unseren Kirchengemeinden, doch habe ich bei diesen Gedanken eigentlich andere Gebäude vor Augen – unsere Gemeindehäuser nämlich, unsere Mietshäuser, unsere Pfarrhäuser. Sie alle sind einmal – oft mit viel Eigenleistungen von Mitgliedern unserer Kirchengemeinden – entstanden und über Jahrzehnte gepflegt worden. Für viele Menschen sind sie ein sichtbares Zeichen dafür, dass Kirche noch vor Ort ist. Und oft prägen sie auch die Zentren unserer Städte und Dörfer. Doch viele dieser Gebäude sind in die Jahre gekommen. Sie werden auch viel weniger genutzt als früher. Zwar wird mir in Gesprächen nach Gottesdiensten von den vielen Gruppen berichtet, die hier einmal stattgefunden haben: Selbsthilfegruppen, Tanzgruppen, inhaltliche Gemeindegruppen, Frauenhilfe und Seniorenkreise – doch meist nur in der Vergangenheitsform, denn unsere Gesellschaft und damit auch die Nutzung der Gebäude hat sich verändert. Ein Abschied, der entlastet und neue Räume schafft Aus diesem Grund werden wir uns diese Gebäude in den nächsten zwei Jahren – erst in den Nachbarschaften und dann für das gesamte Dekanat – anschauen und überlegen, wie es mit ihnen weitergehen kann. Manche werden wir weiter brauchen. Andere werden wir in den nächsten 10 Jahren „abwohnen“ und bei wiederum anderen wird sich die Gesamtkirche vollständig aus der finanziellen Verantwortung zurückziehen. Das wird kein leichter Weg und doch hoffe ich, dass er uns zum einen in den Kirchengemeinden entlastet und zum anderen auch Räume schafft, die wir in ein paar Jahren wieder neu, aber anders nützen können.
Bleiben Sie wohlbehütet,
Ihr Dekan Olliver Zobel