Mein Rasenmäher, meine Heckenschere …

Im sechsten Teil seiner Gedanken zu den sich im Zuge von ekhn2030 entwickelnden Nachbarschaften geht Dekan Olliver Zobel auf die Chancen ein, die sich mit der gemeinsamen Nutzung vieler Dinge in den Nachbarschaften eröffnen.

Als ich nach dem Tod meines Vaters seinen Gartenschuppen und seine Werkzeugkammer ausräumte, hatte ich manchmal den Eindruck, dass ein Gartenbetrieb oder auch ein kleiner Handwerksbetrieb nicht viel besser ausgestattet sein dürften. Mein Vater gehörte noch zu der Generation, die sich nach und nach alles lieber selbst anschaffte, auch wenn es nur ein oder zwei Mal im Jahr benötigt wurde. Sicher ist sicher! Und genauso mag ich es auch, denn so kann ich jederzeit darauf zugreifen. Bei meinen Kindern erlebe ich gerade das genaue Gegenteil. Klar, einen kleinen Handwerkskoffer haben alle von mir zum Auszug geschenkt bekommen. Aber, wenn es um irgendwelche Maschinen ging, haben sie nur müde abgewunken. „So etwas kann man sich doch ausleihen“, und dann haben sie mir diverse Apps gezeigt, über die man schnell herausfindet, wer in der Nachbarschaft eine Schlagbohrmaschine verleiht. Sie müssen dann nehmen, was sie kriegen können und manches besser planen, aber bisher haben sie alles hinbekommen. In den Nachbarschaften wird für uns die Lösung sicher irgendwo in der Mitte liegen. Aber allein schon aus Nachhaltigkeitsgründen bin ich froh, dass wir durch die gemeinsamen Gemeindebüros in Zukunft weniger Geräte brauchen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir die einzelnen „Lagerbestände“ der Kirchengemeinden und des Dekanats zusammenführen und gemeinsam nützen werden. Gewiss braucht es dazu mehr Absprachen, aber da werden wir digital eine gute Lösung finden – warum keine kirchliche Nachbarschafts-App? Vor allem aber hoffe ich, dass wir uns dann nach und nach bessere und effizientere Geräte leisten können. Denn wenn die Geräte häufiger gebraucht werden, lohnt sich solch eine Investition. Auch der Zustand der Geräte sollte sich verbessern (Stichwort: Wartungsvertrag). Außerdem brauchen wir weniger Lagerfläche, die wir ja sowieso im Rahmen des Gebäudestrukturplanes reduzieren müssen. ABER ich muss mich damit von „meinem Rasenmäher“ verabschieden. Das fällt nicht immer leicht, denn es geht damit schon ein Stück Freiheit und Individualität verloren. Und dann sind das ja oft auch Dinge, mit denen ich mich gut auskenne. Schließlich habe ich zu Hause auch einen Rasenmäher stehen. Für den habe ich mich ja bewusst entschieden – warum dann im beruflichen Kontext einen anderen nützen, den ich mir nie gekauft hätte? „Unser Rasenmäher“ in der Nachbarschaft kann nämlich nur eine Kompromisslösung sein, doch die gilt es zu akzeptieren. Diese Einschränkung wird für mich von den oben genannten Vorteilen aufgewogen. Aus diesem Grund freue ich mich auf die gemeinsame Nutzung vieler Dinge in den Nachbarschaften. Und die gemeinsamen Gemeindebüros bieten dafür zukünftig die entsprechende Infrastruktur. Bleiben Sie wohlbehütet, Ihr Dekan Olliver Zobel